Charta Aktivitäten

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Klimagerechtes Bauen mit Holz voranbringen

„Charta für Holz 2.0 im Dialog“: Aufgaben und Prioritäten zur Umsetzung der Holzbauinitiative der Bundesregierung diskutiert

„Bauen mit Holz ist die beste Wahl, um das Klima zu schützen. Angesichts der Klimakrise können wir es uns nicht leisten, auf die Potenziale von Wald und Holz als Klimaschützer zu verzichten. Die Holzbauinitiative der Bundesregierung ist dabei ein wichtiger Baustein“, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am Dienstag während der Veranstaltungsreihe Charta für Holz 2.0 im Dialog, zu der BMEL und BMWSB nach Berlin eingeladen hatten. Bundesbauministerin Klara Geywitz hatte unter Verweis auf die Klimaziele dem Holzbau oberste Priorität eingeräumt. In einem nächsten Schritt sollen Vertreter von Bund, Ländern und den kommunalen Spitzenverbänden an einem Runden Tisch die Prioritäten, Aufgaben und Zusammenarbeit bei der Umsetzung der Holzbauinitiative beraten.

Mit der Holzbauinitiative wollen die Bundesministerien für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) sowie für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bis 2030 die Holzbauquote im Hoch- und Ingenieurbau erhöhen und ein Level-Playing-Field – also faire Wettbewerbsbedingungen –  für den Einsatz von Holz im Bausektor schaffen.

Nach Experteneinschätzung bleibt der Holzbau hierzulande derzeit weit hinter seinen Möglichkeiten, die er zum Schutz des Klimas und der Schonung endlicher Ressourcen liefert, zurück. Zwar ist aktuell jedes vierte Ein- bis Zweifamilienhaus aus Holz, doch beim Bau von Mehrfamilienhäusern und bei Nichtwohngebäuden liegt die Holzbauquote derzeit bei lediglich zwei bzw. vier Prozent.

„Wenn wir das Siedlungswesen nicht in den Griff bekommen, werden wir alle Klimaziele verfehlen“, warnte Prof. Dr. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, emeritierter Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), auf der Tagung. Der Bausektor sei „global verantwortlich für 35 bis 50 Prozent des Energieverbrauchs und für 35 Prozent der Emissionen; er nutzt die Hälfte der Ressourcen und produziert 50 Prozent allen Abfalls“ sagte Ruth Reichstein, Beauftragte der Brüsseler EU-Kommissionspräsidentin. Das Potenzial des Bauens mit nachwachsenden Rohstoffen wie Holz sei enorm – „nicht nur für das Klima, auch für die Gesundheit und für die Wirtschaft“.

Andrea Gebhardt, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, und Dr. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, hatten auf der Tagung mangelndes Holzbauwissen, erhöhten Investitionsbedarf aufgrund gesetzlicher Anforderungen im Holzbau und eine fehlende Übersicht über Bewertungssysteme als Ursachen für die niedrige Holzbauquote beim öffentlichen Bauen benannt. Sie mahnten u. a. praktikablere Nachweisverfahren und Übersichtlichkeit der Beratungs- und Planungsdienstleistungen an, um das Bauen mit Holz zu forcieren.

Die Tagungsteilnehmer waren sich darüber einig, dass der Holzbau in Deutschland aus Klimaschutzgründen umgehend „in die Breite kommen“ und verstärkt auch in die Städteplanung einbezogen werden muss. In vier Workshops separierten sie Hemmnisse und Lösungsansätze für den Holzbau, darunter den  Ausbau von Studiengängen für den Holzbau, die Weiterentwicklung von Fort- und Weiterbildungsangeboten sowie die Anpassung gesetzlicher Normen und Vorschriften etwa zum Brandschutz, vereinfachte und länderübergreifende Genehmigungsverfahren beispielsweise im Modulbau oder die Neufassung von Passagen der Abfall-Endverordnung und das Einrichten einer Testinfrastruktur, um die Wiederverwendung von Bauprodukten aus Holz in der Kreislaufwirtschaft zu erleichtern.

Im Kontext der Themen Rohstoffversorgung und Wertschöpfung mit Holz wurden verschiedene politisch-regulatorische und gesellschaftliche Hemmnisse aufgeführt, die es künftig auszuräumen gilt. Auch technische Herausforderungen z.B. bei der Laubholzverarbeitung sollten durch weitere Forschungsförderung und angepasste Normungen angegangen werden. Im gesamten Prozess sei dabei ein transparentes und Vertrauen schaffendes gemeinsames Handeln unerlässlich.

Auf der Veranstaltung, an der mehr als 300 Interessierte vor Ort und online aus den Bereichen Bauen, Bildung, Politik, Wissenschaft, Klimaschutz, Umwelt, Nachhaltigkeit, Verwaltung sowie aus dem Cluster Forst und Holz und der allgemeinen Öffentlichkeit teilnahmen, wurde deutlich, dass die Holzbauinitiative nur als Gemeinschaftswerk aller Beteiligten zum Erfolg führen kann. Mit der breiten Zustimmung zur Holzbauinitiative und dem Engagement der Akteure auf der Veranstaltung wurde dafür ein wichtiges Zeichen gesetzt.

Hintergrund:

Die Holzbauinitiative der Bundesregierung fußt auf dem aktuellen Koalitionsvertrag. Die Strategie benennt acht Handlungsfelder, um das Bauen mit heimischem Holz und weiteren nachwachsenden Rohstoffen „aus der Nische in die Breite zu überführen und im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen zu verstetigen“:

  1. Der Bund als Vorbild und Vorreiter im klima- und ressourceneffizienten Bauen
  2. Stärkung von Forschung, Innovation, Modell- und Demonstrationsvorhaben
  3. Ausbau von Bildung, Information, Beratung, Wissenstransfer und Fachkräftesicherung
  4. Schaffung von Anreizen für ein klimafreundliches Bauen mit Holz, anderen nachwachsenden Rohstoffen sowie mit anderen nachhaltigen Bauweisen
  5. Unterstützung des kreislaufgerechten und ressourceneffizienten Bauens
  6. Sicherung nachhaltiger Rohstoffversorgung und Wertschöpfungsketten
  7. Weiterentwicklung rechtlicher Rahmenbedingungen, Regelungen und Entscheidungsgrundlagen hinsichtlich Klimarelevanz und auf Grundlage einer sektorübergreifenden Treibhausgasbilanzierung
  8. Datenerfassung, -haltung und Monitoring im Handlungsfeld Bauen und Wohnen insbesondere zur Evaluierung klimarelevanter Effekte

Über die FNR

Downloads:

https://youtu.be/hKGQyeOKr_Y

Holzbauinitiative der Bundesregierung: https://www.bmwsb.bund.de/SharedDocs/downloads/Webs/BMWSB/DE/veroeffentlichungen/bauen/holzbauinitiative.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Charta für Holz 2.0:
https://www.charta-fuer-holz.de/

Pressefotos:

Holzbau in der Stadt (2 MB)

Holzbau hat Vorfahrt (12 MB)

Holzbau fürs Klima (9 MB)

Netzwerken für den Holzbau (4 MB)

Musterbeispiel für modernen Holzbau (4 MB)

Die Verwendung dieser Bilder ist für redaktionelle Zwecke honorarfrei. Veröffentlichung bitte unter der Quellenangabe „Bild 1: FNR/Zooey Braun/Max Mannschreck; Bilder 2 bis 5: BMEL/ photothek.de“

Fachliche Ansprechpartnerin:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Christiane Maack
Tel.:        +49 3843 6930-322
E-Mail:   c.maack(bei)fnr.de

Pressekontakt:
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Martina Plothe
Tel.:        +49 3843 6930-311
Mail:       m.plothe(bei)fnr.de

PM 2023-82

Bild 1: Holzbau in der Stadt: Das Plus-Energie-Quartier P18 in Stuttgart-Bad Cannstadt steht beispielhaft für den Bau von Mehrfamilienhäusern mit Holz. Das Wohnquartier entstand in Rekordzeit aus seriell vorgefertigten Holzmodulen. Foto: FNR/Zooey Braun/Max Mannschreck
Bild 1: Holzbau in der Stadt: Das Plus-Energie-Quartier P18 in Stuttgart-Bad Cannstadt steht beispielhaft für den Bau von Mehrfamilienhäusern mit Holz. Das Wohnquartier entstand in Rekordzeit aus seriell vorgefertigten Holzmodulen. Foto: FNR/Zooey Braun/Max Mannschreck
Bild 2: Holzbau hat Vorfahrt: Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir brachten die Holzbauinitiatative der Bundesregierung auf den Weg. Damit räumen sie dem Holzbau in Deutschland oberste Priorität ein. Foto: BMEL
Bild 2: Holzbau hat Vorfahrt: Bundesbauministerin Klara Geywitz und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir brachten die Holzbauinitiatative der Bundesregierung auf den Weg. Damit räumen sie dem Holzbau in Deutschland oberste Priorität ein. Foto: BMEL