Ressource Wald und Holz

Handlungsfeld

Ressource

Wald und Holz

Nadelholz dauerhaft sichern

Laut Kohlenstoffinventur 2017 erhöhte sich der Vorrat im deutschen Wald auf 3,9 Milliarden Kubikmeter. Kein anderes Land in der Europäischen Union hat vorratsreichere Wälder. Der Wald in Deutschland wird heute naturnäher bewirtschaftet als noch vor 40 Jahren. Die meisten Trends aus früheren Inventurperioden haben sich in der Periode 2012 bis 2017 fortgesetzt: Es gibt mehr Laubbäume, mehr alte und dicke Bäume, mehr Holzvorrat und mehr Totholz. Die Entwicklung weg von Nadelbaumreinbeständen hin zu standortgerechten, strukturreichen Mischwäldern fördert die Anpassung an den Klimawandel und stabilisiert die Wälder. In den heimischen Wäldern liegt der Anteil von Nadelbäumen heute laut Kohlenstoffinventur bei rund 55 Prozent, während der Laubholzanteil von Bäumen bis zum Alter von 20 Jahren (Bäume ab 20 cm Höhe) bereits rund 57 Prozent der Gesamtfläche dieser Altersklasse erreicht.

Die Folgen des Klimawandels mit außergewöhnlichen Dürrejahren und großflächigen Borkenkäferkalamitäten stellen insbesondere die Zukunft der Fichte regional und großflächig infrage. Das Nadelrundholzangebot aus deutschen Wäldern wird sich daher absehbar verringern. Der Verfügbarkeit von Nadelholz kommt allerdings für den langlebigen Einsatz von Holzprodukten zur CO2-Minimierung, insbesondere im Bauwesen, besondere Bedeutung zu. Um den Bedarf an Bauholz zu decken, ist die Holzindustrie auf ausreichende Versorgung mit Nadelrundholz angewiesen. Bislang basieren mehr als 85 Prozent ihrer Produkte auf Nadelholz, das sich nach  Expertenschätzungen in dieser breiten Verwendung – insbesondere im Baubereich – aus technologischen und ökonomischen Gründen derzeit nur bedingt durch Laubholz ersetzen lässt. Um die Nadelholzrohstoffversorgung sicherzustellen, bieten sich Mischwaldkonzepte unter Beteiligung klimastabiler Nadelbaumarten als Alternative zur Fichte an. Zudem kann langfristig die Umsetzung von Ergebnissen der Forstpflanzenzüchtung einen Beitrag zum Erhalt der Nadelbaumarten leisten.

Ergänzend zu langfristig angelegten waldbaulichen Entscheidungen gilt es, Aspekte des Waldschutzes und der Stabilisierung der Bestände stärker in den Fokus zu rücken, aber auch ungenutzte Rohholzpotenziale besser zu erschließen. Kurzfristig kann die Nutzung von Reserven aus dem Kleinprivatwald mit Waldflächen unter 20 Hektar einen wichtigen Beitrag leisten. Diese Flächen machen ca. ein Viertel der deutschen Waldfläche aus. Aufgrund der Kleinflächigkeit und der Struktur der Erbengeneration, die zunehmend ohne persönlichen Bezug zum Wald und weit von ihm entfernt in Städten lebt, sind Kleinwaldbesitzer oftmals nicht in der Lage oder willens, ihren Wald zu bewirtschaften.

Dies hat zur Folge, dass die Chancen und Erfordernisse nachhaltiger Waldbewirtschaftung nicht erkannt und auch Maßnahmen des Waldschutzes vernachlässigt werden. Häufig wird wertvolles Rundholz nicht ressourceneffizient verwendet (z. B. durch energetische Nutzung), obwohl eine alternative Nutzung als Stammholz mit deutlich höheren Effekten für Wertschöpfung und Klimaschutz möglich wäre. Es besteht daher zunehmender Bedarf, die Kleinprivatwaldbesitzenden durch zielgerichtete und zielgruppenorientierte Informations- und Beratungsangebote sowie daran angepasste Konzepte einer integrativen und interessenorientierten nachhaltigen Waldbewirtschaftung stärker zu unterstützen. 

Schadholzmengen im Wald 2018 - 2020

Schadholzmengen im Wald 2018 - 2020

Schutz durch Nutzung

Die positiven sozioökonomischen und wichtigen klimarelevanten Effekte des Clusters Forst & Holz basieren auf der Nutzung des von der Forstwirtschaft bereitgestellten Rohholzes. Voraussetzung hierfür sind der Erhalt der Wälder und ihre nachhaltige Bewirtschaftung. Die Sicherung und wo möglich Ausweitung des Holzaufkommens haben im Schwerpunktthema Nachhaltige Rohstoffversorgung eine hohe Priorität. Dies umfasst neben waldbaulichen Maßnahmen, die kurz- und mittelfristig das Holzaufkommen sichern bzw. erhöhen, auch die Erschließung und Pflege bisher ungenutzter Potenziale im Privatwald. Das Schwerpunktthema Schutz durch nachhaltige Waldnutzung fokussiert die Schutzfunktionen des Waldes, die durch eine multifunktionale Waldbewirtschaftung sichergestellt werden (z. B. integrierte Managementkonzepte Nutzung und Waldnaturschutz). Das Schwerpunktthema Forstwirtschaft im Kleinprivatwald soll helfen, Strukturnachteile durch zersplitterte Flächeneinheiten und mangelndes Know-how im Kleinprivatwald zu überwinden.